
Rudolf Mauersberger wurde am 29. Januar 1889 in Mauersberg geboren. Er und sein fünfzehn Jahre jüngerer Bruder, Erhard Mauersberger, welcher 1961 zum Thomaskantor berufen wurde, sind Söhne des damaligen Kantors und Kirchschullehrers Oswald Mauersberger aus Mildenau und seiner Ehefrau Lina, geborene Schönherr aus Niederlauterstein. Zunächst besuchte er die Mauersberger Dorfschule, dann die Seminar-Vorschule und das Königliche Lehrerseminar in Annaberg.

Von 1910 bis 1912 war er Hilfslehrer in Mildenau und setzte danach seine musikalischen Studien am Königlichen Konservatorium in Leipzig fort. Während des ersten Weltkrieges war er Militärmusikleiter in Bad Lausick. Nach Abschluß des Musikstudiums im Jahre 1919 war Mauersberger Organist und Chorleiter in Aachen, später Landeskirchenwart für Thüringen und Kantor an St. Georgen in Eisenach. 1930 erfolgte dann die Berufung zum Kreuzkantor. Als 25. Kreuzkantor führte er in seiner über 40jährigen Amtszeit den Dresdener Kreuzchor zur Weltgeltung. Zwei Jahre nach seinem Amtsantritt führte er bereits die Matthäuspassion auf und begründete in Dresden eine neue Linie der Bach-Interpretation. Als Initiator des Heinrich-Schütz-Festes 1935 begann er mit der Erschließung des Werkes dieses Dresdener Altmeisters. Unter seiner Leitung stieg der Chor zu glanzvoller künstlerischer Höhe auf. Auf Konzerten führte er die Kruzianer durch fast alle Länder Europas und in die USA.
Am 13. Februar 1945 sanken mit dem sterbenden Dresden auch Kreuzkirche, Kreuzschule, das Alumnat und die wertvollen Notenbestände dahin. Elf Kruzianer ließen in dieser Schreckensnacht ihr Leben. Einer jahrhundertealten Chortradition schien ein Ende gesetzt. Aber schon im Sommer 1945 begann Rudolf Mauersberger selbst total ausgebombt, aufs neue mit seiner Arbeit. Bereits am 4. August erklang die Vesper in den Mauern der ausgebrannten Kreuzkirche vor etwa 3000 Menschen. Erst ab 1947 konnte die Chorarbeit wieder in größerem Stil betrieben werden. Bald führten Konzertreisen die Kruzianer wieder in alle Welt.
Der mit pädagogischen und theologischen Ehrendoktorwürde ausgezeichnete Kreuzkantor nahm seinen humanistischen Auftrag ernst. In der DDR wurde er mit hohen Auszeichnungen bedacht. Trotz seiner großen Erfolge blieb Rudolf Mauersberger ein schlichter Mensch und ein treuer Sohn seiner erzgebirgischen Heimat. In Mauersberg entstanden die meisten seiner Kompositionen, hier wurde geplant, was in Dresden zur Aufführung gelangte. Die Kreuzkapelle in Mauersberg ist die Nachbildung der 1889 abgerissenen alten Mauersberger Wehrkirche, in der Rudolf Mauersberger der letzte Täufling war. Initiator und Träger eines Großteiles der Kosten war Rudolf Mauersberger.
Am 22. Februar 1971 starb Rudolf Mauersberger. Er wurde, wie es sein Wunsch war, im heimatlichen Mauersberg an der Seite seiner Eltern beigesetzt. Im Jahre 1973 wurde dem Kreuzkantor ein Museum gewidmet. 1984 wurde die Ausstellung erweitert, die das Leben seines Bruders Erhard Mauersberger dokumentiert. Das Museum beherbergt den Nachlass der Brüder Mauersberger, u.a. eine umfangreiche Erzgebirgssammlung des Kreuzkantors sowie eine selbstgebastelte Modell-Landschaft von Mauersberg.
Öffnungszeiten des Museums:
Donnerstag bis Sonntag jeweils von 13.00 Uhr bis 17.00 Uhr
Ihre Anfragen senden Sie bitte an folgende E-Mail Adresse: mauersberg-museum@web.de
Biographie
29. Januar 1889
geboren in Mauersberg
1903 – 1909
Besuch des königlichen Lehrerseminars in Annaberg
1909 – 1912
Militärzeit und Hilfslehrertätigkeit
1912 – 1914
Musikstudium am Königlichen Konservatorium in Leipzig
1915 – 1918
Militärmusikleiter in Bad Lausick
1918 – 1919
Fortsetzung des Musikstudiums in Leipzig
1919 – 1925
Organist und Chorleiter in Aachen
1925 – 1930
Landeskirchenmusikwart in Thüringen und Kantor in St. Georgen zu Eisenach, gründete den Bach- und den Georgenkirchenchor
1930 – 1971
Kreuzkantor in Dresden (1. Juli Amtsantritt als 25. evangelischer Kreuzkantor)
1931
Ernennung zum Kirchenmusikdirektor (Reise des Kreuzchors nach Holland)
1935
Erste Amerikareise des Kreuzchors
1937
Ernennung zum Professor
1938
zweite Amerikareise
1940 – 1943
Chorreisen nach Ungarn, Rumänien und Holland
1944
im Juli die letzte Oratorienaufführung “Weihnachtszyklus der Kruzianer”
1945
am 13. Februar die Zerstörung Dresdens, am 1. Juli die Wiederaufnahme der Kreuzchorarbeit
1947
erste Westdeutschlandreise
1948
“Dresdner Requiem”; regelmässige Rundfunkaufnahmen
1950
Verleihung des Nationalpreises
1950 – 1951
Chorzyklen “Dresden” und “Erzgebirge”
1951 – 1954
zahlreiche Chorreisen, u.a. nach Schweden, Schweiz, Holland, Rumänien, Ungarn, in die damalige CSSR, Österreich, Schweiz, Polen
1954
Verleihung der Ehrendoktorwürde der Pädagogischen Fakultät der Humboldt-Universität Berlin (Dr. paed. h. c.)
1955
am 13. Februar Wiedereinweihung der Kreuzkirche zu Dresden; Chorreisen nach Frankreich, Luxemburg und Skandinavien
1957
Schweizreise, Teilnahme am Internationalen Bachfest in Schaffhausen
1959
Verleihung der Ehrendoktorwürde der theologischen Fakultät der Philipps-Universität Marburg (D. theol. h. c.)
1961
erste Fernsehübertragung des Bachschen Weihnachtsoratorium aus der Kreuzkirche
1962
Johannes-R.-Becher-Medaille in Gold
1964
Verleihung des Vaterländischen Verdienstordens in Silber
1965 – 1968
Reisen des Kreuzchores in die damalige CSSR, Österreich und Schweiz
1969
Verleihung des Vaterländischen Verdienstordens in Gold
1971
Todestag am 22. Februar; Beisetzung im Heimatort Mauersberg am 28. Februar